Translate

Freitag, 22. Oktober 2010

Unser Leben im Zug – von Mbeya (Tanzania) nach Kapiri Mposhi (Sambia)

Endlich – wir sind in Bewegung! Der Zug fährt!  Was gar nicht so selbstverständlich ist.   
Denn bis jetzt haben wir nur dumm rumgestanden. Und das ganze 2 Tage.

Am Mittwoch, 20.10.2010 verließen wir zufrieden, aber schweren Herzens unsere herausragend guten Gastgeber Micha und Felix von www.Couchsorfing.org in Mbeya. Bei den zwei Volontären hatten wir 3 lustige Tage in einem echten afrikanischen Dorf, in einem echten afrikanischen Haus (der Wassertank ist nicht immer so voll, wie man es zu hoffen wagt) verbracht. Für mich war es mein erster Aufenthalt als Couchsurfer und ein voller Erfolg.

Dementsprechend schwer fällt der Abschied, aber wir müssen nun mal weiter und zum Zug. Der soll um 12Uhr abfahren. Da wir die tansanische Zeitrechnung schon halbwegs begriffen haben, schlendern wir gemütlich um 12 Uhr zum Bahnhof und sind um ca. 12:30 Uhr dort.

Immer noch 2 ½ Stunden zu früh, wie sich herausstellt.
Wir bekommen eine neue Zeit: 16 Uhr am Bahnhof sein und um 17 Uhr soll's dann losgehen.

Bei den Kanadiern, die auf ihren Zug nach Dar es Salaam (entgegengesetzte Richtung) warten, ist es ähnlich. Die offizielle Startzeit ist hier 13 Uhr, aber sie wollten schon früher am Bahnhof sein, um nicht zu spät zu kommen...diese Anfänger!

Da wir nun noch 3 Stunden Zeit haben, verabschieden wir uns von den Kanadiern mit einem hoffnungsvollen „Wir sehen uns ja dann nicht mehr“.

Als wir um 16 Uhr am Bahnhof eintrudeln, werden wir lautstark von den Kanadiern begrüßt. Alles ist, als seien wir nie weg gewesen.

Um 16:15 Uhr kommt dann auch tatsächlich unser Zug. 

Wir jubilieren. 

Übermütig gehen wir durch die Sicherheitskontrolle und zeigen den Kanadiern die lange Nase.

Laut Ticketverkäufer in Mbeya gibt es von Mbeya nach Tunduma, der Grenzstation, keine 1. Klasse mehr, angeblich ausgebucht, also müssen wir die erste Strecke mit der 3. Klasse Vorlieb nehmen und kaufen unsere Tickets für 2900 Schilling (ca. 1,50 Euro, 120 km) bis Tunduma.

Nach anfänglichem Feiern wundern wir uns nach etwa einer Stunde, warum wir immer noch am Bahnhof stehen... 
Da kommt uns ein deutscher Mitreisender zur Hilfe, der uns darüber informiert, dass auf unserer Strecke ein paar Waggons entgleist sind, sodass die Unfallstelle erst geräumt werden muss – und das kann dauern.
Als wir so gegen 21 Uhr immer noch nicht vom Fleck gekommen sind, ziehen wir in die 2. Klasse Liegebetten um. Ist ja sowieso alles leer hier. 

Schwarzstehen. Oder Schwarzliegen. Auf jeden Fall nicht -fahren.

Für die Fahrt von Mbeya nach Nakonde hatten wir ursprünglich 4 Stunden eingeplant. 2 Stunden Fahrt zur Grenze, eine Stunde Grenzabfertigung, eine Stunde Aufenthalt, bis es weitergeht. Für die 120km-Strecke hatten wir großzügig gerechnet.
Nun waren wir schon 9 Stunden zu spät, aber immer noch gut gelaunt und voller Hoffnung und schliefen irgendwann ein.

Am nächsten Morgen... Wir hatten außerordentlich gut geschlafen! 
Ach, was war das für eine Ruhe, wo doch der Zug normalerweise...
Moment mal, Ruhe? Ein kurzer Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Wir waren ganze 5 Meter weit gefahren.

Müde mache ich mich auf die Suche nach einer Wasserstelle außerhalb des Zuges, weil im Zug nichts geht.
Wieder werde ich lautstark von dem Kanadier begrüßt, der mir in die Arme fällt und sich freut wie blöd – na wenigstens nette Leute hier.
Vergnügt und aufgeheitert lasse ich mir den Weg zum nächsten Wasserhahn zeigen und gehe Zähne putzen.

Dann, kurz vor 10 Uhr ruckt der Zug an. Fast zur gleichen Zeit werden die Kanadier von ihrem Elend erlöst und dürfen aufbrechen. Die Armen hatten die Nacht auf dem Bahnsteig kampieren müssen.

Um den Unfallort zu räumen, hatten die tansanischen Bahn-Mitarbeiter über Nacht ein Ausfallgleis gebaut und die Wagons darauf aus dem Verkehr gezogen. 


Nun fahren wir, es ist zu schön, um wahr zu sein. Ganze 4 ½ Stunden. 

Dann entgleist ein Wagon unseres Zuges.

Nachdem alle den Schaden begutachtet und ihren Senf dazu gegeben haben, heißt es erstmal warten.

Nach weiteren 3 Stunden wird dann endlich etwas entschieden, und zwar die entgleisten Zugteile zurück zu lassen und mit dem vorderen Teil weiter zu fahren, denn bis zur Grenze sind es nur noch einige wenige Kilometer. Dazu müssen die 1.Klasse-Passagiere nach vorne zu uns in die 2. Klasse evakuiert werden. Weil es ja nun keine 1.Klasse mehr gibt, sparen wir uns erstmal den Kauf des Tickets für diese und tun weiter so, als hätten wir 2. Klasse gebucht.

Als wir an der Grenzstation Tunduma auf tansanischer Seite eintreffen, haben die Grenzer schon Feierabend. Aber vielleicht würde für den Zug eine Ausnahme gemacht? Unser Service-Mitarbeiter bereitet uns darauf vor, dass wir wahrscheinlich nachts um 0 Uhr geweckt werden würden, um die Grenzformalitäten ab zu wickeln.

Wieder ratzen wir ungestört bis zum nächsten Morgen durch, denn natürlich kommt keiner.

Am nächsten Morgen um 8 Uhr haben wir es dann endlich geschafft. Die Grenzer kommen und stempeln unsere Pässe, wir tauschen Geld und kaufen unsere 1. Klasse Tickets von Tunduma nach Kapiri Mposhi für einen der neuen Wagons, die in der Nacht an den Zug angehängt worden waren.
Dass wir vorher in der falschen Klasse saßen, wird uns nicht übel genommen, außerdem gibt's noch einen Essensgutschein als Entschädigung dazu.




Und dann kommt das Wasser! 
Kaum die Grenze nach Sambia überquert werden an der ersten Station Kasama doch wirklich die Tanks aufgefüllt! Große Begeisterung bei den Passagieren – alle stürzen ins Bad um sich den Dreck der letzten 2 Tage ab zu waschen.


Sambia
Als wir die Grenze nach Sambia überqueren, fällt gleich eines auf: In Sambia ist alles anders. Irgendwie sieht Sambia aus, wie nicht benutzt! 

Als wir ca. 1 Stunde ins Landesinnere unterwegs sind, nach zwei Stopps an bemerkenswert hübschen Dörfern mit Dorfbrunnen, runden Lehmhäusern, Bastzäunen und Blütenbäumen wird das Land immer leerer und leerer.




Seit Neustem ist es nicht nur sengend heiß, sondern auch extrem staubig. Draußen trockene, sandige, teilweise sogar brennende Erde. Landschaftlich überwiegen weite Ebenen, mit jungen Laubbäumen übersät, soweit das Auge reicht.Manchmal Grassteppe mit Findlingen mittendrin.

Trotz der Trockenheit wirkt Sambia grüner als Tansania. Vermutlich enden in Tansania die jungen Laubbäume alle unterm Kochherd, da die Bevölkerungsdichte in Tansania um einiges höher ist.

Get the flash player here: http://www.adobe.com/flashplayer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen