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Montag, 27. September 2010

Mystik in Mbaga

Wieder zurück in Moshi führt uns unsere Reise weiter nach Mbaga, eine kleines Dorf in den Bergen, das laut Reiseführer herausragende Möglichkeiten zum Wandern bietet und dafür bekannt ist, dass ein deutscher Missionar vor ca. 70 Jahren hierher kam und eine Kirche und verschiedene soziale Einrichtungen baute. Es gibt ein Guesthouse (Tona Lodge).

Wir fahren also los, mit dem Bus von Moshi nach Same, das an der Hauptstraße liegt, wo wir dann vesuchen, nach Mbaga weiter zu kommen.

In Same gibt es nur die Möglichkeit, mit einem Jeep in die Berge zu fahren, da Busse die holperige, steile und kurvenreiche Strecke nicht schaffen. Wir fragen also an den Jeeps, die schon an der Bushaltestelle stehen, wer für Mbaga zuständig sei und die Leute sagen uns, dass der Jeep noch nicht da sei und dass sie uns Bescheid sagen würden, wenn es los ginge. Soweit, so gut. Wir warten also. Wir warten und warten. Nach 3 Stunden sind dann endlich genug Passagiere gefunden, damit das Auto ausgelastet ist und starten kann. Es stellt sich heraus, dass unser Beförderungsmittel kein Jeep ist, sondern ein Lastwagen mit offener Ladefläche und Geländer zum Festhalten. Zu unserem Entzücken ist unter den Passagieren einer, der Sitzpolster auf den Berg hoch schaffen will. Dankbar lassen wir uns auf den Polstern nieder, viel besser zumindest, als 3 Stunden zu stehen.

Die Fahrt ist lustig. staubig und ziemlich hell. In praller Sonne und Wind auf einer rot-irdenen Schotterpiste schlängeln wir uns langsam Serpentine um Serpentine nach oben. Mit von der Partie sind Schülerinnen, die diese Tour jeden Tag 2 mal hinter sich bringen, ein Maasai, der aussieht wie Günter Wallraff und ein Pulk von Dorfbewohnern, die sich auf der Ladefläche drängeln. Es ist so eng, dass man seine Füße nicht vom Fleck bekommt, aber zum Glück sitzt man so dicht gedrängt, dass man keinen großen Spielraum zum hin-und-her-rutschen hat.

Aber, aber, wer wird denn da rummäkeln? Die Reise hat sich gelohnt! An unserem Ziel angekommen steht dort wirklich ein einziges Guesthouse, wir schneien also unangemeldet in die Tona Lodge hinein. Der Sohn des Besitzers ist so gut wie allein zu Haus, der Vater ist gerade in Dar es Salaam. Die letzten Touristen waren vor 3 Wochen hier. Aber alles kein Problem „langsam, langsam“ oder „pole, pole“, wie der Tansanier sagt... Der Sohn ist gleichzeitig Hotelmanager und Tourguide, aus der Nachbarschaft wird schnell eine Köchin beschafft – wir können also getrost einziehen.
Am nächsten Tag ruhen wir uns teilweise aus und andere Teile unternehmen erste Wanderungen, die steil den Berg hinaufgehen bis zu einem Stein, von dem früher Klein-Kinder runter gestoßen wurden, wenn ihre Vorderzähne oben (zeitlich) vor den untereren gewachsen waren. Man dachte damals, das sei ein böses Omen, was man eigentlich auch heute noch denkt, aber heute traut sich keiner mehr, sein Kleinkind den Felsen runter zu schubsen, denn dem Opa des Guesthousebesitzers war einmal ein Malheur passiert, nachdem das Hinunterschubsen von Kleinkindern verboten worden war und das kam so:

Der Großvater hatte acht Frauen und einundzwanzig Kinder, von denen eine Frau eines Tages auf die Idee kam, heimlich Ernte vom Feld zu klauen. Da fahndete der Familienvater unter seinen acht Ehefrauen, wer es gewesen sein könnte. Kurzum, er fand es nicht heraus und weil er nicht wusste, welche der Frauen ihn betrogen hatte, nahm er alle sieben Frauen und alle einundzwanzig Kinder der sieben Frauen mit hinauf auf den Felsen und stieß sie alle hinunter - nur eine Frau, sein Lieblingsfrau - verschonte er. 
Das Verbrechen - nicht etwa das des Mordes, sondern das des Ernte-Diebstahls - wurde später aufgeklärt und leider kam heraus, dass nun gerade die Frau das Getreide gestohlen hatte, die noch am Leben war. Na, da war natürlich die Stimmung am Tiefpunkt... Der Mann bereute, dass er sich seiner ganzen Familie samt sämtlicher Kinder entledigt hatte und wies die Dorfbewohner an, dass nie mehr ein Mensch von dem Felsen gestoßen werden solle. Ende gut, alles gut.

Am Tag darauf sehen wir die unglaubliche Saga live und in Farbe: Die Kühe, die so aussehen, wie Steine und umgekehrt!


Jaaa! Seht ihr sie nicht? Alles voller Kühe. Schaut mal richtig hin!
Das läuft wie folgt ab: Man wandert stundenlang eine nicht zu steile Strecke durch das nicht enden wollende Dorf um dann an einen Aussichtspunkt zu kommen, an dem man in weiter Ferne im tiefen Tal ein paar dunkle Flecken erkennen kann. Das sollen Kühe sein. Und mit ein bisschen Fantasie kann man erkennen, dass diese Kühe sich sogar bewegen und Gras fressen.

Geht man dann ins Tal und schaut nach, so stellt man fest, dass die Kühe gar keine Kühe sind, sondern Steine. 

Also eigentlich sind es schon Kühe, aber verfluchte Kühe, versteinerte Kühe, Geisterkühe! 

Denn vor langer Zeit hatte ein Bauer auf die Kühe des Dorfes aufgepasst, denn die Bauern wechselten sich damals ab mit dem Hirtenjob und jeder war mal dran, die Kühe von unterschiedlichen Besitzern zu hüten. Dieser eine Bauer war aber ein Schlitzohr: Er hatte Hunger und um an Fleisch zu kommen, stieß er eine Kuh den Abhang hinunter - natürlich nicht eine von seinen eigenen - und behauptete dann, sie sei gefallen. Als der Schwindel aufflog, wurden seine Kühe zu Steinen und stehen heute noch als Mahnmal in diesem Tal herum und sehen von weitem aus, wie lebendige Kühe....

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Donnerstag, 23. September 2010

NgoroNgoro-Krater, Tansania

Das Zweite Highlight unserer Reise ist der NgoroNgoro-Krater. Man kann beim besten Willen nicht sagen, was schöner ist – die Serengeti mit ihren unendlichen Weiten oder die grünere Kraterwanne, die eine wesentlich dichtere Tierpopulation beherbergt.


Am NgoroNgoro-Krater campen wir für eine Nacht. Was uns hier geboten wird, ist wirklich spektakulär. 

NgoroNgoro-Krater, Sonnenaufgang. 

Im gleißenden Sonnenlicht, am Rande des Kraters mit phantastischer Sicht auf das Tal schlagen wir unsere Zelte auf, ganz in der Nähe einer großen Wiese, auf der gerade eine Zebra-Familie grast.



Ein Elefant kommt wenig später zum Trinken am den Wassertanks vorbei. Die Sicht, die Luft, die Aussicht und die ganze Atmosphäre ist einfach traumhaft. Wenn auch ganz schön kalt. Aber zum Glück gibt es ja den Konyagi – der tansanische Nationalalkohol, eine Art Gin, die gar nicht so schlecht schmeckt. Also trinken wir uns warm.


Das Besondere am NgoroNgoro-Krater ist, dass dieser frühere Vulkan, der vor vielen tausend Jahren in sich zusammenbrach und so die Ebene innerhalb des Kraters formte, einen einzigartigen Lebensraum für die Tierwelt bietet. Alle Arten leben zusammen in dieser Ebene, ohne jemals umziehen zu müssen. Im Krater gibt es zu jeder Jahreszeit genug Wasser, sodass die Tiere den Krater nie verlassen.



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Mittwoch, 22. September 2010

Endlose Leere – unsere Serengeti-Tour

Nach dem gelungenen Einstieg in Moshi starten wir unsere erste Safari. 4 Tage Lake Manyara, Serengeti und NgoroNgoro-Krater. Dort jagt ein Höhepunkt den nächsten.

Allein die Anreise ist spektakulär! Überall wohnen Maasai in kleinen runden Lehm-Hütten mit Grasdach in umzäunten Quadraten. Die Dörfer sehen aus wie Modelldörfer für Fertighäuser, nur dass anstatt von Fertighäusern dort ein größeres rundes Häuschen von mehreren kleineren Häuschen umzingelt sind. In dem größeren Haus wohnt der Maasai-Mann und für jede Ehefrau wird eine kleinere Hütte gebaut, die sie für sich selbst beanspruchen kann. Deswegen sieht man schon von weitem, wie viele Ehefrauen ein Maasai hat. 



Der Maasai ist überaus imposant gekleidet, und zwar in mindestens 2 Decken, von denen eine in einem Lila-Ton, die andere in Rot sein muss. Manche kombinieren dazu normale T-Shirts oder Jeanswesten, dazu Sandalen aus recycelten Autoreifen und viel Klimmbimm um Hals und Ohren, aber der Spazierstock in dunklem Ebenholz darf nie fehlen.

Am beeindruckensten ist in jeden Falle die Serengeti, was auf Maasai „endlose Leere“ bedeutet. Es stimmt, es ist wirklich eine endlosen Leere - wo man hinsieht Grassteppe, Grassteppe, Grassteppe.




Die Tierwelt ist einmalig, mein Favorit ist die Hyäne.


Die Hyäne. Die Hyäne gehört übrigens nicht zu den Hunden, sondern zu den Schleichkatzen.
Die Hyäne - wie sie allein durch die Steppe humpelt und die Hinterläufe nachzieht, mit rotblonder Mähne, braunen Flecken am ganzen Körper und einem smarten Lächeln im Gesicht...ein liebenswürdiges Wesen. 



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Montag, 20. September 2010

Lake Manyara, Tansania: Aufbruch zur großen Safari-Tour

Heute: Start unserer 4-tägigen Safari-Tour! Ach, was sind wir aufgeregt, als wir die erste Giraffe sichten!!!

Deswegen hier erstmal ganz viele tolle Fotos ;-)

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Sonntag, 19. September 2010

Ankunft in Moshi, Tansania

Nach 9 Tagen Afrika ist man schon randvoll mit neuen Eindrücken. 
Die Leute sind anders, die Landschaft, die Tiere, das Essen – alles anders. 

Gestern zum Beispiel: Es gibt Yamswurzel-Eintopf. Aber fangen wir von vorne an...  

Am 16.09.2010 setzte ich zum ersten Mal meinen Fuß auf afrikanischen Boden, genauer gesagt, auf Schwarzafrikanischen, denn vorher war ich schon in Ägypten.

Wir landen mit Ethiopian Airlines in Addis Abeba, wo wir einige Stunden Aufenthalt haben und dann über Nairobi weiter nach Kilimanjaro fliegen.

Der erste Eindruck ist eine Überraschung. Kein Gedränge, kein unübersichtliches Chaos, kein Rumgeschreie, keine Wüstenlandschaft draußen, in der halbverhungerte Kinder in sengender Hitze unter verdorrten Bäumen sitzen.  

Addis Abeba ist grün und es gibt ganz normale Gebäude, ganz normale Straßen und ganz normalen Verkehr. Ein bisschen erinnert die Landschaft an Waldhessen – nur halt ohne Wald.  

In Kilimanjaro kommen wir um 1 Uhr Mittags an. Zuerst sieht alles so aus wie immer: Einige Taxis stehen vor der Tür und die Fahrer quatschen uns an. Doch hier: Kein Gerangel, kein penetrantes Auf-uns-einreden und es gibt – Festpreise!

Für uns etwas ungewohnt, denn wir sind schon in die gleiche Schachermentalität verfallen, die ja in Asien Normalität war.

Wir fahren also mit dem Taxi nach Moshi.

Von Nahrungsknappheit auch hier nichts zu spüren, an jeder Ecke gibt es Grillhähnchen mit Fritten. Auch das Martabak, eine mit Hackfleisch und Ei gefüllte Teigtasche, hier Sansibar-Pizza genannt, erfreut sich größter Beliebtheit. 
Wir dagegen hatten eher an was typisch tansanisches gedacht, wie wär's also mit Ugali? Der Maisbrei ist der Renner in Tansania, das Nationalgericht sozusagen. Wird meist mit Bohnen oder anderen Gemüse gereicht. Hülsenfrüchte gibt es hier in allen Variationen: Am beliebtesten ist die Saubohne oder Peacockbohne, bei der wir noch nicht genau wissen, ob es die gleiche ist. Es gibt ganze Felder davon, soweit das Auge reicht. Aber auch weiße Bohne, rote Bohne, Kichererbse und Mais finden großen Anklang. Die Yamswurzel und der Maniok kommen meist in Form von Eintopf oder gekocht wie eine Kartoffel zwischen die Zähne.

Moshi ist eine tansanische Kleinstadt und der Ausgangspunkt für Kilimanjaro-Besteigungen. Bergaffine Touristen fahren eher nach Moshi, während Safari-Fans (wie wir) eher in Arusha wohnen. Währenddessen wählen Tiefpreisfans (wie wir) dann doch eher Moshi, da Arusha größer, touristischer und einfach teuer ist.  

Was mir als erstes auffällt ist, wie ähnlich die afrikanische Mentalität der Europäischen ist: Verglichen mit dem asiatischen Ansatz zu kommunizieren, ist der Afrikanische wesentlich klarer und verständlicher. Der Tansanier erklärt ausführlich was er anbietet, warum er es anbietet und welchen Nutzen der Käufer davon haben könnte. 

Aber nicht nur bei Verkaufsverhandlungen stellen sich die Einheimischen geschickt an. 
Der Fall Glühbirne: Wer kennt das nicht? Du beziehst ein Hotelzimmer und das Licht geht nicht an. In Asien wäre das ein riesen Problem gewesen, denn man hätte nicht gewusst, woran das liegen könnte und es hätte Stunden gedauert, bis jemand ausfindig gemacht worden wäre, der sich dazu im Stande fühlt, das Problem auf eigene Verantwortung zu beheben. 

Nicht so in Tansania! 
Der Roomboy wechselt die Glühbirnen aus, auch unter widrigen Umständen, denn er hat nur eine und muss die andere anderswo entwenden und später wieder ersetzen. Als nach dem Auswechseln der Glühbirnen das Licht im Bad immer noch nicht geht, holt der Roomboy nach ausführlicher Angabe von Gründen und Vorgehensweise eigenhändig einen Schraubenzieher, schraubt den Schalter auf und repariert den Stromkreis! Das hätte man in Asien so nicht erlebt - einfach spektakulär.  

Wir sind also sehr zufrieden, was Service, Essen und erste Kontakte zu den Menschen betrifft. Die Leute sind angenehm aufgeweckt, aufgeschlossen, aber nicht zu aufdringlich. Schnell lernen wie unsere ersten Worte in Kisuaheli.


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