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Sonntag, 5. Dezember 2010

Donkey Valley, Newcastle, Südafrika: Räuchern, Käse machen, Schweinezäune bauen

Heute ist Sonntag. Jeanne, die Hausherrin ist zu Hause und wie immer äußerst aktiv. Heute will sie uns zeigen, wie man Schinken und Eier räuchert.


Als Räucherofen dient ein alter Kühlschrank, der draußen vorm Haus steht. Ein ausrangierter Kühlschrank ist eine ideale Räucherkammer, denn er ist dicht, hat verschiedene Böden in verschiedenen Höhen und hat die richtige Größe. Der Schinken wird an den Rost angehangen. Eier können in einem Gefäß stehen, weil diese nicht lange brauchen. Unten auf dem Boden: Ein einfacher Metallbehälter gefüllt mit Sägemehl. Darin wird glühende Kohle platziert, angezündet, die Kühlschranktür geschlossen und fertig. Nun kann man es dort drinnen einfach rauchen lassen. Schinken räuchern dauert den ganzen Tag, die Eier brauchen nur eine Stunde. 

Das Schwein, was wir neulich zerschnitten haben, muss heute noch weiter präpariert werden. Dafür gibt es eine spezielle Fleischsäge. Damit werden diverse Stücke vom Schwein geschnitten. Für mich nicht der Traumjob, aber ich schabe das „Sägemehl“ vom Fleisch und würze es, verpacke es in Plastikbehälter und ab geht’s in den Tiefkühler.



Insgesamt verbrachten wir 2 Wochen auf der Farm – wie sich heraus stellte, viel zu kurz!

Wir machten viele schöne und auch einige weniger schöne Erfahrungen. Ich konzentrierte mich auf die Fütterung der Tiere, verwöhnte die Katzen mit kleinen heimlichen Leckerbissen und versorgte ein krankes Schwein mit warmer Milch und Decken, was mich sehr mitnahm. Vor allem, weil es nach 4 Tagen gestorben ist. 
Ich fütterte Taube und Küken und brachte sie jeden Tag von der Küche ins Freigehege und steckte den Papageien Apfelstückchen zu.

Nebenbei verarbeiteten wir jeden Tag 10 Liter Milch zu Hüttenkäse, Mozzarella, Feta oder Joghurt, Butter oder Ghee, kochten und backten, wuschen und trockneten ab. Ich bemalte Kompost-Toiletten mit Deko-Motiven und baute einen Wetterschutz für Schweine.

Ach ja, und dann gab es noch den hier...



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Samstag, 4. Dezember 2010

Donkey Valley, Newcastle, Südafrika: Di wagt sich in Freimaurerkreise

Tag 3 unseres Farmaufenthalts. 
Heute wohnen wir einem seltsamen Ereignis bei. 
H., unser Hausherr, nimmt uns mit zu einer Versammlung der „Masons“, zu deutsch Freimaurer! Da man nicht allzu viel Gutes über diese Logen hört, bin ich mal gespannt, was uns dort so erwartet. 



Als wir am Ort des Geschehens ankommen, wird schon fleißig gebrutzelt. Ein ganzes Schwein dreht seine Runden auf dem Grillspieß. Grillen, hier Braai(en) genannt, ist das liebste Hobby der Südafrikaner, da machen auch die Freimaurer keine Ausnahme.



Spätestens nach der ersten Rede des Vorsitzenden stellen sich zwei Dinge heraus. Erstens: Es dreht sich so ziemlich alles um Geld. Zweitens: Es herrscht ein ziemlich hoher Grad an Vereinsmeierei vor.

Zuerst wird bekannt gegeben, dass die Getränke, die auf Spendenbasis bezahlt werden, einem gemeinnützigen Zweck zugute kommen und dass doch bitte mehr für das Glas bezahlt werden solle, als auf der Liste stehe. Für welche Spende genau das Geld verbraucht wird, ist nicht ganz klar.



Später am Abend wird uns eine Einweisung gegeben und es wird uns der heilige Versammlungsraum der Loge gezeigt. Der Saal ist voll mit mittelalterlichen Symbolen, die alle dem bautechnischen Bereich entstammen. Verschiedene Leute fragen nach den verschiedenen Bedeutungen der Symbole. Es wird eifrig erklärt und gezeigt.



Die Konversation bleibt jedoch an der Oberfläche, keiner kommt auf die Idee zu fragen, was diese Leute eigentlich wirklich wollen, was ihre Motive sind. Also frage ich.

Die Antwort: Die Freimaurerei ist eine Vereinigung von Leuten, die anderen Leuten helfen möchten, die in Not geraten sind. Natürlich wird vorwiegend den „Brüdern“ geholfen, soll heißen, den Logenmitgliedern. Logenmitglieder helfen sich, indem sie diejenigen unterstützen, die ihren Job verloren haben, krank werden oder in Rechtsstreitigkeiten verwickelt sind. Aber auch für arme Menschen außerhalb der Loge wird gesammelt.

Auf die Frage hin, warum so eine strenges System von Hierarchie-Ebenen besteht, obwohl die Organisation sich selbst doch „Bruderschaft“ nennt und daher doch alle Mitglieder den gleichen Stellenwert haben müssten, wird mir versichert, dass das auch so sei. Keiner der Mitglieder wird benachteiligt oder bevorzugt, nur weil er einen niedrigeren oder höheren Grad habe.


Aus anderer, privater Quelle erfährt man dieses: Die Freimaurerei ist ein hierarchischer Haufen, der nur für Männer zugelassen ist und über insgesamt 33 Grade (Hierarchie-Ebenen) verfügt. Die offiziellen Grade für Otto-Normal-Mitglied betragen 31, soweit kann man aufsteigen, wenn man seine Persönlichkeit entsprechend den Erfordernissen ausbildet. In den 32. und 33. Grad kommen nur sehr sehr wenige Mitglieder und angeblich sollen nur diese wissen, was in der Organisation wirklich läuft.



Spaßiger wird es dann wieder beim anschließenden Ausgehen in ein französisches Restaurant, das von einem Freund von H. geführt wird – nach der bedenklichen Runde unter Freimaurern kann man ein Schnäpschen jetzt auch gut gebrauchen.

Freitag, 3. Dezember 2010

Donkey Valley, Newcastle, Südafrika: Anleitung zum Kühe Melken und - die Schweinchengeburt

Heute wagen wir uns in den Kuhstall – Kühe melken. 

Mit Hand, versteht sich. 


Dazu werden die Kühe von einem Gatter einzeln in einen Melkstall geleitet. Die älteren Kühe gehen freiwillig hinein und stellen sich in die richtige Position, aber andere, jüngere Kühe, straucheln herum, drehen sich in alle möglichen Richtungen und wollen nicht stillhalten.


Beim Melken mit Hand geht man folgendermaßen vor:

Wenn alles gut läuft, geht die Kuh freiwillig in den Melkraum, wo sie den Kopf durch ein Gatter steckt, um sich das dahinter liegende Futter einzuverleiben. Das Gestänge des Gatters kann dann so abgeklappt werden, das die Kuh ihren Kopf nicht zurückziehen kann und in dieser Position bleiben muss, bis sie leer gemolken ist. Zur Sicherheit vor Tritten und um den um sich peitschenden Schwanz nicht immerzu im Gesicht zu haben, werden die Hinterbeine samt Schwanz mit einem Seil zusammengebunden.


Das Melken an sich ist eine schmierige Angelegenheit, wegen dem Melkfett, das man sich vorher auf die Finger schmiert. Wenn das Wetter dazu noch kalt und nass ist, wird das Fett an den Fingern noch schmieriger. Eine Kuh zu melken ist nicht schwierig, allerdings ist man zum Anfang so langsam, dass man für einen Eimer voll Milch mindestens eine halbe Stunde braucht.

Dass eine Kuh einen ganzen Eimer Milch abliefert, hatte ich vorher nicht gewusst.



Das Melken dauert etwas über 1 Stunde, je nachdem, wie viele unfähige Volontäre mitmelken wollen. Beim Stammpersonal geht es natürlich bedeutend schneller. 

Kurz nach 8 Uhr gibt es dann das wohlverdiente Frühstück. Danach sucht sich jeder so seine Arbeit für den Tag.



Für mich geht es darum, nicht den ganzen Tag wie ein Hausmütterchen in der Küche zu verbringen, sondern eine Arbeit zu finden, die a) wichtig ist und b) möglichst an der frischen Luft stattfindet.

Also melde ich mich zum Projekt „Kompost-Toiletten-Bau“, zusammen mit Ralph und Pam, den zwei Engländern.

Für die Kompost-Toilette müssen vier Wände und ein Untersatz für den Eimer aus Sperrholzplatten gesägt werden. In die Toilette kommt ein Plastikeimer mit abschließendem Deckel. Zum „Spülen“ bedeckt man alles mit Sägespänen. Die Kompost-Toilette ist zwar gewöhnungsbedürftig, spart aber jede Menge Wasser.


Ralph und Dan beim Toilettenbau - Design...
... und gute Ratschläge by Di
Am späten Nachmittag kommt dann auch noch das Schwein... Hannes, unser Hausherr, hat es im Dorf schlachten lassen. Nun liegt es tot auf dem Küchentisch. Meine Abneigung gegen totes Fleisch noch nicht ganz überwunden, schaue ich erst mal nur zu, wie das Schwein zerlegt wird.



Auf Tod folgt auch immer neues Leben – und deshalb dürfen wir am gleichen Tag einer Schweinchen-Geburt beiwohnen. Die Sau gebärt gerade ihr 4. Baby, als ich zufällig vorbei schlendere. Als alle Volontäre zusammengetrommelt sind, können wir noch 2 weitere erfolgreiche Geburten beobachten, die letzten zwei Ferkel sterben, da sie unter dem Schleim und Blut begraben werden.











 


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Donnerstag, 2. Dezember 2010

Donkey Valley, Newcastle, Südafrika: K und Di versuchen ihr Glück als Bäuerinnen

Donkey Valley, Newcastle, Südafrika

Vom 01.12. - 18.12.2010 haben wir uns für ein Farm-Sitting in Newcastle, nähe Johannesburg, angemeldet. Man nennt das auch Woofing. Woofing ist: Auf 'ner Farm mitarbeiten und dafür umsonst wohnen und essen.

Für mich ist das der erste Versuch und der erste Kontakt mit dem Farm-Leben. Obwohl ich selbst vom Dorf komme, habe ich nicht die leiseste Idee von den ganzen Arbeiten, die auf einer Farm so anfallen. Wir stürzen uns also in ein Bauernhof-Abenteuer.

Von Jeanne, der Gastgeberin, werden wir in Newcastle abgeholt. Von Newcastle bis zu unserem neuen Domizil „Donkey Valley“ sind es ca. 50 km, also mal wieder so richtig j.w.d...


Wie aufregend! So viele Leute! Wie eine richtige Großfamilie (die ich persönlich ja nie hatte) sitzen alle um den Küchentisch herum...alle zusammen sind wir 11 Personen!

Jeanne und Hannes mit Tochter Tara sind die Hausherren. Die Volontäre Ralph, Pam, Samantha und Connor kommen aus UK, Bright und Tim aus den USA. Super, jetzt können wir uns erst mal an den englischen, den amerikanischen und den südafrikanischen Slang gewöhnen – ich versteh erst mal nur Bahnhof...


Unterm Tisch, auf der Waschmaschine, im Wohnzimmerbereich und vor der Küchentür draußen lungern etliche Haustiere herum: 2 Pekinesen (Frodo und Joko), 2 große Hunde (Duke und Shaq, müssen draußen bleiben), 4 Katzen, 2 Papageien und eine Taube, die aufgezogen werden muss.

Weiterhin gibt es Emily, Sakel, Emanuel, Boob, Vincent, die alle auf der Farm in Festanstellung arbeiten, aber nicht mit am Tisch sitzen, weil die alten Regeln aus der Zeit der Apartheid noch immer gelten.

Im weitläufigeren Gelände der Farm findet man außerdem Emus, 8 Kühe, 9 Pferde, Schweine, Puten, Enten, Hühner, Seidenraupen, Kaninchen. Es gibt Gemüsegärten, Weiden, Fischteiche und sogar einen Raum für Naturkosmetik-Herstellung.

Jeder hat seinen eigenen Bungalow mit Kompost-Toilette.

Hannes, unser Hausherr, ist Zahntechniker. Seine Werkstatt ist gleich hinterm Haus. Jeanne arbeitet außerhalb, ist Geschäftsführerin und Partnerin in einer Klebebandfabrik.
Trotzdem beide Vollzeit arbeiten, hat das Paar einen unglaublichen Schatz an Wissen über alternatives Handwerk angehäuft. So ziemlich alles im Haushalt, wie zum Beispiel das Spülmittel, die Seife, das Waschmittel, ist auf ökologischer Basis selbst produziert. Außerdem stammen fast alle Lebensmittel aus Eigenproduktion.


Heute morgen: Erster Rundgang mit dem Hund Shaq. Das Grundstück ist riesig. Wir gehen über Wiesen und Koppeln, der Hund führt mich, er kennt den Weg. Nur leider sind Weidezäune für mich ein größeres Problem als für Shaq. 
Der erste Tag dient zur Orientierung. Es gibt viel zu sehen. Ich bin aufgeregt, weil ich das Zusammenleben mit so vielen Personen nicht gewohnt bin. Für 11 Leute kochen, abwaschen, sich gegenseitig bedienen ist ungewohnt für mich – man will ja nicht egoistisch oder faul wirken....und so springt jeder für jeden herum und holt und gibt rüber und fragt und, und, und...