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Sonntag, 13. Juni 2010

Alltag auf Bali

Bali, mein altes Zuhause.
Wie viele von Euch vielleicht wissen, habe ich hier im Jahre 2003 ein Studiensemester an der berühmten Udayana University in Denpasar verbracht. Das war ein Leben! Morgens mit dem Taxi in die Uni, seine ganzen deutschen Freunde treffen, ein paar Stunden Entertainment von lustigen indonesischen Dozenten, aber dann schnell heim – denn der Strand rief...

Die Arbeitsmoral ließ bei einigen zu wünschen übrig. Meinereiner ging wenigstens pflichtgetreu jeden Tag zum Unterricht und versuchte, das Wissenswerte aus dem vielen Unsinn heraus zu filtern. Andere versuchten es gar nicht erst, unterschrieben die Anwesenheitsliste und fuhren wieder heim.

Nun, 7 Jahre später, sind wir wieder hier.
Es hat sich nicht viel verändert. Die Motorräder drücken sich immer noch durch die engsten Gassen, Motorrad-Taxi-Fahrer versuchen, einen zu einer Fahrt zu überreden, die Gulli-Deckel sind offen, Verkäufer schreien durcheinander. Es herrscht eine Lautstärke, die jedem friedliebenden Landei den letzten Nerv rauben könnte – es sei denn, man übt sich in Ruhe, Geduld, Nächstenliebe, was immer ein paar Tage dauert, bis man sich an das Treiben auf den Straßen gewöhnt hat.

Weil es tagsüber noch nicht laut genug ist, drängt man sich abends durch Animierdamen und Drogendealer hindurch in eine der 3 angesagten Diskotheken, nimmt dort die zahlreichen Angebote wahr (z.B. buy 1, get 2 oder free drinks for girls) und bleibt dort bis 4 Uhr morgens.

Ein Glück hat Bali auch noch mehr zu bieten. Zum Beispiel alte Freunde. Mein erster Gang führte bei meiner Ankunft natürlich zu Sam, einer meiner treuesten Freunde. Erstmal irre ich in der Stadt herum, weil ich den Weg zu S. Wohnung vergessen habe, bis mir endlich der Name eines Hotels in der Nähe einfällt, nach dem ich fragen kann.

S. kenne ich nun schon 9 Jahre. Als ich ihn zum ersten Mal sah, dachte ich, er sei ein Mädchen, denn er hatte eine lange Lockenmähne und ist klein und zierlich.

S. lebte in einem kleinen schlichten, sauberen Zimmer. Seine Einrichtung bestand aus einer Matratze, einem Koffer für seine Kleider und einem Kassettenradio. Nun, 7 Jahre später, wohnt S. immer noch in dem selben Zimmer, aber es ist gefüllt mit einer Ehefrau, 2 kleinen Kindern, der Matratze, einem Kleiderschrank, einer Kommode, einem Fernseher und jeder Menge Babywäsche. Gegenüber seiner Wohnung hat S. sich eine Werkstatt eingerichtet, in der er Ledertaschen und -Gürtel produziert. Unter anderem auch für ein Berliner Label.

Ich bin stolz auf S.
Er hat erreicht, was er sich immer gewünscht hatte. Vom mittellosen Junggesellen zum Kleinunternehmer und stolzen Familienvater.

In den darauf folgenden Tagen gehen K. und ich bei S. in die Lehre – zum Ledertaschen und Gürtelmacher. Inspiriert von dem Erlernten will K. nun Taschendesignerin werden.

Bei mir dagegen ist es unspritziger: Design kann ich mir gut als Nebenjob vorstellen, aber hauptberuflich würde ich gern Investor werden. Inspiriert durch ein neues Buch über Investmentstrategien versuche ich nun, das Handwerk dafür zu lernen. Es scheint so, als wollten in Indonesien viele Leute Investor werden, denn die Buchläden können ein beachtliches Sortiment von Finance- und Investment-Strategie-Büchern vorweisen.
Die Bali-Tage sind alle schön und man führt ein beschauliches ruhiges zufriedenes Leben (abseits des Motorenlärms). Der Tagesablauf besteht darin, aufzustehen, gemütlich zu frühstücken, zu Sam zu gehen, danach noch zum Strand, zum Schwimmen oder Laufen und dann abends Wäsche waschen und was essen.



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