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Freitag, 18. Juni 2010

12.06. - 18.06.2010: Mit der Pelni-Fähre von Bali nach Manado

Heute breche ich auf zu einem neuen Abenteuer.
3 Wochen Sulawesi, Anreise mit dem Schiff, Dauer: 6 Tage.

Zuversichtlich kaufe ich mein Ticket. Die Verkäuferin zeigt mir das Foto des Schiffes – deutsches Fabrikat, da könne nicht viel passieren. Sie verspricht eine Matratze und Badezimmer. Ich buche economy, denn 2. und 1. Klasse ist um das 3- bzw. 5-fache teurer.

Ich breche alleine auf, denn K. will noch 2 Tage in Bali bleiben und arbeiten. Das Schiff soll um 9 Uhr ablegen ... um 10 Uhr ist aber auch noch früh genug.

Kein Problem, denke ich, in der Zeit kann ich in Ruhe meine schöne Liege suchen. Laut Eintrag auf dem Ticket – 3. Etage, Platz 91. Als ich an der Information im Schiff vorbeikomme, wollen die mir als erstes ein 1.-Klasse-Ticket verkaufen. Das gibt mir zu denken, ich sage aber, ich wolle mir erstmal meinen Platz anschauen und dann entscheiden.

Als ich die Economy-Schlafräume betrete, bin ich zugegeben etwas geschockt. Ich hatte mehr normale Familien mit Kindern erwartet, stattdessen finde ich ca. 75% Junggesellen vor, die mir lauthals entgegen krakeelen und versuchen, mich neben ihnen einzuquartieren. 

Platzreservierungen gibt gar es nicht. Da haben sie nur irgendwas drauf gedruckt, um einen seriösen Eindruck zu vermitteln, erklärt mir ein Crew-Mitglied. 

Also liegt man irgendwo. 
Apropos liegen – die Liegen sind praktisch eine breite Liege am Stück. Ohne jegliche Abgrenzungen...

Ich versuche, in dem Gewimmel alleinreisende Frauen auszumachen, jedoch ohne Erfolg. So entscheide ich mich gegen die Junggesellen und für das offene Deck und wandere nach draußen, um dort eine freie Bank zu suchen.

Als nächstes gerate ich ins Visier eines Crew-Mitgliedes. Man kennt das ja, in einigen Ländern gibt es zweierlei Personal: Die einen meinen es wirklich gut, die anderen wittern ihre Chance, etwas für sich selbst raus zu holen.
So will mir einer einreden, das Boot wäre brandgefährlich und ich könne nur ihm vertrauen, ich solle meine Tasche und alles getrost bei ihm lassen und mich am besten neben ihm auf einen Stuhl setzen und nicht weitergehen. Ein Anderer will immer noch das 1.-Klasse-Ticket loswerden. Da heißt es mal wieder: Ruhe bewahren und weiter suchen.

Ich setze zu einer weiteren Runde durch das Economy-Deck an, auf der Suche nach einer Matratze, die ich mit nach draußen nehmen kann. Auf dem Weg treffe ich ein Crew-Mitglied, das es gut meint, aber leider spricht er kein Englisch. Der Steward bringt mich in den Abschnitt mit den Crew-Kabinen. In einem Zimmer ist ein Bett frei. Zusammen mit 3 anderen Mitarbeitern. Das ist schon besser, aber ich frage trotzdem, ob es auch weibliche Crew-Mitglieder gibt, dann könnte ich doch bei denen fragen...Gibt es nicht. 

Aber man führt mich woanders hin. Auf einmal wird es bedeutend frischer - Klimaanlage! -  und wir biegen um eine Ecke, die Kabine des Kapitäns gerät in mein Blickfeld. Man zeigt mir einen sauberen, kühlen Raum mit Bad. Sogleich kommt der Bewohner des Zimmers um die Ecke – der erste Ingenieur. Auf den ersten Blick vertrauenswürdig. Gut, ich checke also ein.

Wider meiner anfänglichen Befürchtungen benimmt sich mein Zimmernachbar einwandfrei. Wenn ich morgens um 8 Uhr aufwache, hat er schon 4 Stunden im Maschinenraum verbracht und mir danach mein Frühstück heran geholt. Es gibt für mich Essen aus der ersten Klasse, für 3.Klasse-Passagiere gibt es nur ein winziges Stückchen Huhn und trockenen Reis, das man sich gegen das Vorzeigen seines Tickets holen kann. Das Bad ist wunderbar sauber, es gibt einen Fernseher und ich bin immer auf dem neusten Stand, was Ankunftszeiten, Ereignisse auf dem Schiff und Maschinenleistung betrifft.

Auch klärte sich die Geschichte auf, die sich kurz nach dem Ablegen in Bali zutrug: 
Und das kam so: Gerade erst aus Bali's Hafen ausgelaufen, ging das Schiff auf einmal voll in die Eisen und machte eine unübliche Kehrtwende. Was war passiert? Was im Hafen vergessen? Noch ein berühmter Gast, der mit will? 
Nee, das alles nicht, sondern...Mann über Bord! Ja natürlich, was sonst? Ihr glaubt es nicht? Dann kennt ihr den Indonesier schlecht, dem Kletter-und-Klammeräffchen nicht unähnlich. Sie kommen zu Hunderten an Bord und haben nochmal hundert Pappkartons dabei, die genauso viel wie sie selber wiegen und alle irgendwo verstaut werden müssen. Damit klettern sie über jegliche Absperrungen, auf der Suche nach einem freien Plätzchen und Minimalkomfort. Das da mal ab und zu einer über Bord geht, ist ja klar irgendwie...


Die Route geht von Bali (Benoa) nach Lombok (Lembar), Sumbawa (Bima), Flores (Labuan Bajo) und dann rüber nach Sulawesi: Makassar, BauBau, Kendari, Kolonedale, Luwuk, Gorontalo und Manado. In Bali war das Boot noch ziemlich leer, erfahre ich, ca. 700 Mann, obwohl die 3. Klasse -Betten schon fast alle besetzt waren, als ich sie mir ansah. In Bima steigen unglaublich viele Leute zu, jetzt sind 2000 an Bord. Ich erfahre, dass es in Bima mehr Fisch gibt, als in Makassar und deswegen die Leute zwischen Makassar und Bima pendeln, um dort zu arbeiten. In Labuan Bajo steigen nochmal ca. 700 dazu. Jetzt ist es aber richtig voll! Die Leute schlafen, wo gerade was frei ist, natürlich auch auf Deck, in allen Gängen und sogar jenseits der Reeling. 
Mal locker an Deck spazieren gehen, kann man jetzt vergessen, denn man muss über die Leute drüber steigen und das macht keinen guten Eindruck.


Der weitere Verlauf der Reise ist außerordentlich erfreulich. Als K. an Bord kommt, habe ich schon alles ausgemacht: K. wohnt in der Kabine des Chef-Ingenieurs, der sogar 2 Zimmer hat, mit Bad, Küche, Wohnzimmerecke und Schlafzimmer. So hat K. sogar ihr eigenes Zimmer mit Schreibtisch.
Ich bleibe weiterhin in meiner Kabine und Didi, der erste Ingenieur und ich verstehen uns gut. Er ist die meiste Zeit mit Rauchen und Fernsehen beschäftigt, außerdem erfahre ich viel über seine Heimat, eine Insel vor Sumatra.


Will man nicht im Zimmer rumhängen, geht man an Deck, was seit Makassar wieder leerer und sauberer ist. Da alle Zeit haben, kommt man leicht ins Gespräch. Außerdem müssen K. und ich unentwegt für Fotos posieren.

Die Stopps in den Häfen sind außerdem die Highlights. Besonders in Luwuk ist es interessant und in Gorontalo sind die Leute irgendwie eigenartig. Sie kreischen laut rum, springen und rennen – vielleicht sind es Bugis, ein Volksstamm, der durch seine wilde und ruppige Art bekannt ist. Die Bugis waren früher Piraten und berühmt dafür, dass sie nicht lange fackelten (Daher auch der Ausdruck: Hüte Dich vorm Bugimann). Gorontalo – schade, dass wir da keinen Landgang machen konnten...

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