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Samstag, 6. Februar 2010

04. - 06.02.2010: Von Hoi An nach Hanoi

„Wir sitzen über unserem vietnamesischen Süßmilchkaffee und versuchen, einen klaren Gedanken zu fassen, während die Angestellte des Astoria-Hotels, nennen wir sie Frau Phuong, uns in einem ununterbrochenen Redefluss erklärt, welche Touren in die Halong Bucht sie im Angebot hat. Offenbar zeigen wir kaum Reaktion, denn sie fügt, leicht beleidigt, hinzu, dass sie uns nur helfen könne, wenn wir unsere Pläne und Wünsche offen legten. Diana darauf, leicht gereizt (Kaffee-Pegel noch zu niedrig), dass sie gern ihre Pläne diskutieren würde, wenn sie denn einmal zu Wort käme. Wir wählen dann eine dreitägige Tour, in der Hoffnung, dass Frau Phuong, absorbiert von dem notwendigen Papierkram, für einen Moment still wäre.“ ...Auszug aus K's Blog: Halongbucht - eine Pauschalreise.

Zwischen Hoi An und Hanoi liegen 780 km. 
Wir überlegten: Bus oder Bahn?
Mit Bussen in Vietnam hatten wir im Grunde gute Erfahrung gemacht. Der von uns bei der Fahrt von Saigon nach Dalat gebuchte Liegebus war sehr komfortabel, also da konnte man nicht maulen.
Nichtsdestotrotz entschieden wir uns für die lange Strecke gegen den Bus und für den Zug, da die Fahrt ja nun mal um die 16 Stunden dauern sollte und wir uns die Nacht im Zug vergleichsweise erholsamer vorstellten.

Runter vom Berg und bis zum nächsten Bahnhof in Na Thrang (ca. 5 Stunden) gings aber dennoch mit dem Bus. Wieder ein Liegebus, hach schön – wie gemütlich! Bestens gelaunt streckten wir unsere Beine auf den Liegesitzen aus, ich oben, K. auf dem unteren Sitz, und vertieften uns genüsslich in unsere Bücher.
Nach einer gewissen Zeit im Bus blickte ich auf. Zum Lesen ruckelte es zu stark, aber dafür war die Landschaft draußen atemberaubend. Eine tolle Berglandschaft mit engen Serpentinen, zum Teil geteert, zum Teil Sandpiste. Als wir nach etlichen Stunden die bergigste Etappe der Tour hinter uns liegen hatten, hielt der Busfahrer zur wohlverdienten Rast.

Schon die letzten paar Kilometer war uns ein starker Geruch nach verbranntem Gummi aufgefallen und nun beim Aussteigen kam auch noch der Qualm hinzu.
Die Passagiere kümmerte das wenig. Jetzt hatte erstmal jeder Hunger und wollte aufs Klo.
Der Busfahrer, ganz unbeeindruckt von Qualm und Gestank, übergoss derweil routiniert unsere Hinterräder mit kaltem Wasser, um die Bremsen zu kühlen.
Als wir gerade dankbar unsere erste Stäbchenladung Reis mit Hühnchen zum Mund führten, ertönte ein ohrenbetäubender Knall... und zwar aus der Richtung des Busses.

Nicht schwer zu erraten, was passiert war. Der Busfahrer hatte die glühend heißen Bremsen und Reifen mit kalten Wasser übergossen, daraufhin ist der Reifen explodiert. 
Und so scharten sich alle Passagiere in sicherem Abstand um den Bus herum, um das Malheur zu begutachten und mögliche Verbesserungsvorschläge von sich zu geben. Ganz zu unser aller Erstaunen tat der Busfahrer, auch hier ganz routiniert – nichts. Anscheinend war nur ein Reifen der 2 Zwillingsreifen geplatzt und man sah auch erstmal nichts.
Misstrauisch stiegen alle nach Ende der Pause wieder zurück in den Bus. Wie sich nach den ersten Metern herausstellte, war der Bus durchaus noch fahrtüchtig und man konnte fast meinen, es sei nichts passiert, wären da nicht die Holzsplitter auf unseren Sitzen und ein ca. 60 cm großes klaffendes Loch im Busboden gewesen.
Nach der Explosion an Bord war für einige Passagiere, darunter auch K, der gemütliche Teil der Reise zu Ende, weil ihnen unentwegt der Staub der Straße ins Gesicht blies, der durch das Loch im Boden des Busses seinen Weg ins Innere fand.

Das war also der erste Teil unserer Reise nach Hanoi, der zweite Teil stand uns noch bevor. 16 Stunden im Zug.

Zugfahren – ja, das ist viel besser. Man kann aufstehen, wann man will, herumlaufen und ins Bad gehen, wenn man lustig ist. 
Dass wir keine Schlafwagenplätze mehr bekamen, weil wegen des TETs (Chinesisches Neujahr) alles ausgebucht war, störte uns nicht weiter. 2. Klasse mit Liegesitzen war ja bestimmt auch nicht schlecht.

Denkste.


Man kann nur schwer ermessen, wie viel Dreck so ein kleiner Vietnamese machen kann, wenn man das Schauspiel nicht einmal live beobachtet hat. Vietnamesen auf dem Weg zum Heimaturlaub. Äußerlich haben sie sich schick gemacht, man will ja schließlich nicht total verlottert zu Hause bei der Familie aufschlagen. Das ändert aber nichts an ihren Essgewohnheiten.

Als wir in den Zug kamen, waren Tische und Boden bereits unübersehbar mit klebrigen Flüssigkeiten und Müll überzogen, sodass man zunächst zögerte, seine Tasche unter dem Sitz zu verstauen. Leider gab es keine andere Möglichkeit wegen Platzmangels und ständig kreuzender Kaffee-, Tee-, Süßes- und Getränkewagen. Außerdem war man für jeden cm mehr Platz zum Beine ausstrecken dankbar, also ab mit dem Sack in den Dreck unterm Sitz.


Wir hatten noch Glück, denn uns gegenüber saßen 2 extrem kleine und dünne Vietnamesinnen mit Atemmasken auf den Gesichtern, die nicht spuckten, nicht nach Schweiß rochen, nicht die Nase hochzogen und nicht ihren Abfall einfach unter sich warfen, um dann nach einer Weile alles mit den Schuhen in verschiedene Richtungen zu schmieren.


Im Zug


Aber nein, es war nicht alles schlecht - die Landschaft war großartig. 

Ja, das ist der selbe Zug, indem wir sitzen. Die sind hier so lang...




Schließlich kamen wir nach 16 langen Stunden auf Sitzen, die man nicht kippen konnte, weil der Hintermann sonst Blutstau in den Beinen bekommen hätte, an. Es war 4:10 Uhr. Der Vorteil dieser Urzeit: Es gab Taxis zur Genüge und die üblichen Schlepper waren noch zu müde, um uns ein ausgiebiges Verkaufsgespräch ans Ohr zu heften.
Im Hotel angekommen, klingelten wir das Personal raus, das ein Glück gleich hinter der Tür auf Matratzen nächtigte. Leider konnten wir zu dieser Zeit nicht einchecken und so hingen wir weitere Stunden halb schlafend in der Lobby rum, bis unsere Zimmer um ca. 11:15 endlich bezugsbereit waren .
Ja, und dann kam auch schon Frau Puong...

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