Als ich in Mandalay ankam, habe ich mich gefragt, wie man hier atmen soll. Und was. Wie und was, beides.
Es ist 40 – 45°C heiß und so staubig, dass die ganze Luft diesig ist und man trotz greller Sonneneinstrahlung nirgendwo klare Sicht hat.
Diesig, heiß, sehr staubig und grelles Sonnenlicht - nicht die besten Voraussetzungen für gute Fotos... |
Mein Hotel ist ein bißchen ausserhalb gelegen - ein Glück – hier ist die Luft nicht ganz so verstaubt.
Super, das Hotel bietet Fahrräder umsonst an, um in die Stadt zu kommen! Das mache ich! Am ersten Abend fahre ich also mit dem Fahrrad in die Stadt zum Abendessen.
Sobald die quälende Sonne weg ist, versuchen die Leute auf der Promenade entlang der Mauern des Königspalasts ein wenig Sport zu treiben, bei immer noch 35-40 Grad, denn es kühlt abends kaum ab. Der Königspalast ist das Herzstück der Stadt. Die Festungsmauer ist quadratisch gebaut und auf jeder Seite exakt 2 km lang.
Mauer um den Königspalast |
Die
Kinder haben Thanaka-Paste im Gesicht. Ich hatte eigentlich auch
welche, hatte die aber zu dünn aufgetragen und deswegen ist sie hier
nicht mehr zu sehen.
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Ich muss also alle 100 Meter in einem
Wahnsinns-Verkehr anhalten und auf meine Karte schauen, wie es weiter
geht. Der Staub ist so dicht, dass man die Schilder auf der anderen
Straßenseite nicht erkennen kann und so muss ich oft über die
Strasse kreuzen, um die Schilder lesen zu können, die
glücklicherweise auch mit lateinischen Schriftzeichen versehen sind.
Endlich finde ich ein gemütliches Plätzchen zum Essen. Der Saal ist zwar voll von Expatriates, aber das ist mir nach den Strapazen auf dem Fahrrad jetzt auch erstmal egal.
Hier wird mir ein 10!-Gänge-Menü
angeboten. Na dann mal los, ich brauche einige Minuten, um mich durch
die unterschiedlichen Auswahlmöglichkeiten zu
fragen, aber dann steht die Bestellung: Gemüsesuppe mit
Roselle-Blättern und Rettich, Tomatensalat, Auberginen, Wasserspinat
mit Pilzen, Hühnercurry, Reis, Tofukräcker, eine große Kanne
grünen Tee, eine Backbanane mit Honig und Obst. Alles zusammen für
6,60 Euro, wobei ich wahrscheinlich sogar in das teuerste Restaurant
am Platz eingekehrt bin.
Zufrieden schlürfe ich meine
Roselle-Blätter-Suppe, die sehr gut ist. Roselle-Blätter gibts nur
hier, das sei eine burmesische Spezialität,ein einheimisches
Heilkraut, erklärt der Ober.
http://chumkieskitchen.blogspot.de/2015/05/burmese-roselle-leaves-with-bamboo.html
Auf dem Heimweg ist es nun stockdunkel und die Karte, die ich mitführe, ist nicht sehr genau und so kommt es dazu, dass ich den falschen Weg einschlage, weil das Restaurant, in dem ich gegessen hatte, gar nicht da ist, wo ich aus der Karte entnehme, dass es ist. Kurzum – ich verfahre mich und strande in einer Wohngegend.
Als ich jemanden nach dem Weg frage, stürzen sämtliche
Anwohner aus ihren Häusern und wollen helfen. Niemand kann gut
englisch sprechen und so wird ein Sohn eines Nachbarn gerufen, der,
nach einem Blick auf meine Karte, feststellt, dass der Weg zu
kompliziert zu beschreiben sei und er mich besser zu meinem Hotel
begleite, auf seinem Moped.
Ich fahre also seinem Moped hinterher und komme
wohlbehalten an mein Hotel zurück.
Was mir in Myanmar am allerbesten gefallen hat, sind mit Abstand die Leute. Die Leute sind freundlich, sehr zurückhaltend und leise und ehrlich und aufrichtig in einer Dimension, die es in der westlichen Welt schon lange nicht mehr gibt (oder nie gegeben hat).
Zurück im Hotel mache ich die Klimaanlage an, um atmen zu können, erkälte mich über Nacht und bin dann leider am nächsten Tag krank. Das 2. 10-Gänge-Menü im Hotel vertrage ich gar nicht und bin danach erst richtig krank. Das 10-Gänge-Menü, diesmal ohne die misteriöse Rosella-Heilsuppe, meldet sich am nächsten morgen mit einem kräftigen Schwall zurück an die Oberfläche.
Da ich gerade das Buch "Darm mit Charme" fertig gelesen habe, (was ich an dieser Stelle wärmstens empfehlen möchte, ein Super-Buch!) bin ich ganz fasziniert. In dem Buch wird beschrieben, welche Mechanismen im Körper ablaufen, wenn man sich übergeben muss und wie erstaunlich effektiv die vergiftete Nahrung wieder rausgeschleudert wird, wobei das größtmögliste Maß an Hygiene berücksichtigt wird.
Wie dem auch sei – ich schlafe vom Morgen bis zum späten Nachmittag durch und muß weitere 2 Tage das Hotelzimmer hüten.
Am 4. Tag kann ich wieder raus. Ich miete mir einen Fahrer – vom Fahrradfahren bei 45 Grad plus Staublunge bin ich abgekommen. Wir absolvieren das typische Programm: Markt, Königspalast, 4 unterschiedliche Tempel und den Mandalay Hill.
In der Markthalle |
Der Mandalay Hill ist auch ein Tempel, steht aber auf einem Berg. Das letzte Stück hinauf zum Tempel ist so steil, dass dort eine Rolltreppe gebaut wurde, mit der alle Besucher fahren sollen.
Einige Burmesinnen machen eine lustige Figur, als sie vor der Rolltreppe straucheln. Dort gibt es nicht nur ein Problem: 1. Man muss barfuß auf die Rolltreppe steigen, da die meisten Besucher die Gebühr für das Abstellen der Schuhe vor dem Tempel sparen wollen. 2. Die Burmesen sind es nicht gewohnt, Rolltreppe zu fahren, und schon gar nicht, wenn sie sich nirgens festhalten können, denn – 3. sie haben alle ihre Kinder auf dem Arm!
Kurzum – es bildete sich ein Rückstau, die Kinder weinten vor Angst vor der Rolltreppe und die Mütter machten einen Schritt auf die Rolltreppe, sprangen aber in letzter Sekunde zurück, da sie der Mut verließ. Diese Leute wurden dann aus der Menge gefischt und durften ausnahmsweise den Fahrstuhl benutzen, der normalerweise nur für Runter vorgesehen ist.
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