Translate

Dienstag, 30. März 2010

Die Wochen im Wald

Sonntag, 14.03.2010: Vientiane Eco-Retreat
Ehrlich gesagt – Vientiane fand ich ziemlich mau. Das Einzige, was man dort kann, ist gut essen gehen, jedoch meist zu europäischen Preisen, was nicht gerade in unserem Budget liegt.

Am Mekong-Ufer bauen sie gerade, sodass man als Tourist auf einer Sandfläche zwischen Radladern und Baggern sein Candlelight-Dinner geniessen darf – ganz in Sand eingehüllt. 
Es ist nicht viel los, was mitunter an der Trockenzeit liegt. Es ist heiß und der Mekong führt kein Wasser. Wie die ganze restliche Gegend ist die Flora staubtrocken.

Wie man aus Büchern weiß, gibt es schrecklich interessante Tiere hier, die meisten davon nachtaktiv. Man stelle sich den bunten, laut singenden Frosch an einem saftigen, tropfnassen Baumast vor – im Moment leider nur ein Wunschtraum. Vorerst heißt es erstmal Geduld haben und warten – der Regen wird bald kommen, vielleicht sogar schon in den nächsten Tagen! Bisher sieht die Landschaft noch eher nach Trockensavanne aus...




Wie gesagt, Vientiane ist nicht sehr reizvoll und so ziehen wir heute in ein Eco-Retreat namens "Dreamtime". Hier gibt es keinen Strom, und nach dem Wasser wurde selber gebohrt. Die Hütten sind sehr einfach und die Waschräume im Wald bestehen aus einer gemauerten Wand mit Bambustüren und Wasserbottich.

Von Simon, dem Bruder des Gastgebers Mike, werden wir aus Vientiane abgeholt und am Mekong entlang 25 km nach Westen gebracht. Wir fahren eine mit Schlaglöchern übersäte Sandpiste entlang, nehmen dann noch 2 Waldwege und laufen dann noch ca. 200 Meter mit unseren Rucksäcken. Die Hütten sind etwas abgelegen vom Dorf auf einem Waldgrundstück verteilt. Durch das Grundstück führt auch ein Fluss, der aber im Moment trocken liegt. Der Wald ist wegen der Trockenheit im Moment nicht dicht und die kleinste Bewegung verursacht ein lautes Krachen der Blätter.

Man hört einige Zikaden, eine Sorte erinnert stark an Schleifhexe. Im Unterholz rascheln einige Long-tailed sun Skinks (Mabuya longicaudata). 
Zikade 

Skink
Ein paar kleine, braune Vögelchen wutschen durch die trockenen Äste. Laut unseres Gastgebers sind die Singvögel sehr scheu, da einheimische Dorfbewohner Vögel aller Art bejagen und essen.
Die ganze Gegend ist schon jetzt während der Trockenzeit sehr interessant. Nun liegt nichts näher, als bis zum Anfang der Regenzeit hier in diesem wunderschönen Ort verweilen und den Wetterumschwung zu dokumentieren. Abgemacht, wir ziehen also in den Wald.
 
Montag, 15.03.2010
Unser Gastgeber M. weiß die lustigsten Dinge zu berichten, schließlich lebt er schon 3 Jahre im Wald und hat sich Tier-und Pflanzenwelt zur Genüge angeschaut.

Einzelheiten über das Leben der roten Ameise, die auf Bäumen lebt und sich dort ihre Nester baut: Als Baumaterial wird ein seiden-ähnliches Gewebe verwendet, das die Blätter zusammenhält. Die frisch geschlüpften Ameisen sondern dieses Sekret aus ihren Verdauungsorganen ab. Um nun an das Baumaterial zu kommen, greifen die großen Ameisen die Babyameisen bei ihren Köpfen und schleifen deren Hintern über die Blätterflächen.
 
Die Termiten hingegen leben auf dem Boden in unterirdischen Höhlengängen. Kommen sie an die Oberfläche und laufen zusammen durch trockene Blätter, kann man nachts ein Geräusch vernehmen, dass an ausgeschütteten Sand erinnert. Ein relativ lautes Rasseln, dass sich in Wellen durch das Unterholz fortsetzt. Häh, wie jetzt? Die Ameisen kommunizieren tatsächlich, indem sie ihre Köpfe alle zusammen zur gleichen Zeit auf die Blätter hauen. Headbanging auf Ameisisch sozusagen.
 
Mittwoch, 17.03.10
Langsam kehrt Ruhe ein. Endlich hat man mal Gelegenheit, sich ohne Zeitdruck zu unterhalten, ohne das Gefühl, schnell sagen zu müssen, was man will, weil der andere keine Zeit oder Geduld hat, länger zuzuhören.
Ich bin noch lange nicht dort, wo ich sein will. Ich will in Ruhe Bücher lesen, vielleicht mal ein Bild malen, die Natur beobachten. Wir haben eine tolle Hütte, Natur, gutes Essen, Ruhe und sogar eine Hauskatze. Ich komme gut klar in der Einsamkeit. Die Katze ratzt die ganze Nacht und den folgenden Tag in unserem Bett.



Allein dieser niedliche Kamerad macht einen so zufrieden, dass man noch Jahre in einer Holzhütte im Wald verbringen könnte.
 
Gestern wartete ich in einem ausgetrockneten Flussbett auf die Dunkelheit. Kaum war es Nacht, fing der Boden um mich herum an, zu klicken und zu rascheln. Hunderte kleiner Frösche waren auf dem Weg zum Wasserloch. Dazu kamen Tausende oder vielleicht sogar Millionen dünner Weberknechtspinnen, die die Steine im Flussbett bedeckten und hörbar raschelnd zur Seite wichen, sobald man einen Schritt nach vorne machte. 


Du bist nicht allein.
Die Spinne mit dem Reflektor-Auge ist hier eine der häufigsten Arten, die man antrifft. Ihre Augen reflektieren in blauem Licht zurück. 

Reflektierendes Auge am Hinterkopf. 


Ganz anders die Oulfly (Eulenfliege) eine libellenähnliche Fliege, nachtaktiv. Ihre Augen reflektieren auch, jedoch mehr in einem warmen Farbton.



Montag, 22.03.2010
Ich sitze mal wieder im Wald an einem Wasserfall, wie nun schon mehrere Tage. Hier ist es wesentlich kühler als im Rest der Umgebung, einer der seltenen Orte, der schattig, kühl und feucht sind. Die Wahrscheinlichkeit, hier ein Tier anzutreffen, steht relativ hoch.

Heute ist ein der Sun-Skink besonders abenteuerlustig. Er inspiziert die Kreatur Mensch aus nächster Nähe, studiert ihre Bewegungen und Laute.



Nach ausgiebiger Betrachtung der Lage stellt sich heraus, dass keine akute Gefahr im Verzug ist. Es geht nun an die Inspektion des Equipments, das die Kreatur mit in den Wald geschleppt hat. Der Mensch hat folgendes dabei: Eine schwarze Kamera, ein rotes Brillenputztuch, und einen riesigen Rucksack. Der Rucksack muss bestiegen werden, Aussicht von oben: gut. Das Brillenputztuch fühlt sich weich an unter den Pfoten (reine Seide). Der Kamera kann man nicht trauen. Könnte eine Schusswaffe sein. Die genaue Ausrichtung auf einen selber sollte vermieden werden.

Über den mutigen Lurch vergesse ich ganz meine Vogelbeobachtungen. Mit den Vögeln ist nicht gut Kirschen essen. Es scheint ihnen durchaus bewusst zu sein, dass sie bei den Einheimischen öfters mal im Kochtopf landen. Gepiept oder gar gesungen wird aus Sicherheitsgründen fast nie in Anwesenheit von Menschen, meist ist der einzig hörbare Laut der unvermeidbare Flügelschlag. Ein anderes Problem ist natürlich, den gut getarnten Piepmatz durch all die Blätter und Ästchen auf der Kamera scharf zu stellen. 



Vögel schleichen sich, wie jedes Tier, gern von hinten an. Das Leben im Wald tobt immer hinter Deinem Rücken. Kaum richtest Du die Augen in diese Richtung, sind alle totenstill.

An einem anderen Tag...
Der nahe gelegene Tempel ist sehenswert und die Atmosphäre ist dort so friedlich. Immer noch warten auf dem Regen...






Die Regenzeit rückt zwar näher, und es hat auch schon ein paar Mal nachts etwas geregnet. Trotzdem ist noch alles staubtrocken. Und Gastgeber weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, weil sich schon erste größere Insekten blicken lassen und die Zikaden anfangen, sich zu häuten. Dies ist ein Zeichen, dass die Dürreperiode sich dem Ende neigt.


Immer mehr Insekten kommen aus ihren Löchern.

Die Zikaden häuten sich und lassen Ihre unbewohnte Schale zurück. 


Donnerstag, 11. März 2010

Vang Vieng oder das Malle von Laos

Wie wir zu unserem Entsetzen feststellen müssen, ist in Laos doch nicht alles überall traditionell und buddhistisch. Die Laoten sind clever, denn sie haben für einen Ort eine Ausnahme gemacht, und dieser Ort hat sich zum Profit bringenden Ballermann Laos's entwickelt. 

Der Ballermann Laos' heißt Vang Vieng. 

Das Touristenghetto hat nichts mit dem ursprünglichen Laos zu tun, ist aber doch irgendwie sehenswert. So ähnlich wie Bildzeitung lesen: Man verurteilt zutiefst die oberflächliche, flache Form des Lebens, das da abgebildet wird. Aber trotzdem guckt man hin, nur um dann sagen zu können, dass man mit sowas selber so gar nichts anfangen könne.

Die Mehrheit derer, die von denen begafft werden, die „gar nichts mit sowas anfangen können“ kommt hierher, um Buckets zu trinken und auf einem aufgeblasenem Autoreifenschlauch total besoffen den Fluss abwärts zu treiben.

Das besagte den-Fluß-herunter-treiben-auf-einem-Autoreifen nennt man hier "Tubing".

Der, dem dieses Business vor einigen Jahren in den Sinn gekommen ist, hat wahrlich eine Goldgrube für die unscheinbare Stadt erschlossen, andererseits aber auch für den Verfall jeglicher Sitten gesorgt.

Obwohl – Sitten gibt es schon noch. Nur halt neue:
Zum Tuben begibt man sich morgens oder gegen Mittag (nachdem man seinen Rausch ausgeschlafen hat) zum Tube-Verleiher seines Vertrauens und mietet sich für 5-6 US$ den aufgeblasenen Pneu.


Im Preis inklusive: Man wird mit anderem lustigen Partvolk in einen Bus den Fluss aufwärts gekarrt und dort in der Nähe der ersten Bar ausgesetzt. Die erste und bekannteste Bar, genannt Q-Bar, tut sich durch laute Musik, billige Drinks, Schablonen und Sprühfarbe in Neonpink hervor. Man bestellt sich einen Bucket und sprüht sich mit Hilfe der Schablone neonpinkfarbene Sterne auf die Haut, die man dann durch coole Sprüche mit Filzschreiber ergänzt.


Zitat: "I do fucking" - "Virgin"


Manche komplettieren den Look durch zusätzliche Accessoires wie pinkfarbene Sonnenbrille und Ohrringe. 
Je voller man wird, desto mehr hüpft man nun in der prallen Sonne zur Musik herum. 
Um spätestens 4 Uhr nachmittags muss man sich jedoch schleunigst auf seinen Reifen begeben und flussabwärts treiben, da die Reifenabgabe spätestens um 6 Uhr erfolgen muss – egal wie besoffen man ist. 




Die Fahrt flussabwärts bei Niedrigwasser dauert ca. 2 Stunden, es kann aber auch früher ausgestiegen werden, worüber einen Tuk-Tuk-Service-Schilder am Ufer informieren.


Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel heißt es dann aber schon wieder: Klamotten für den Abend aussuchen, schminken, Haare machen. Denn bald geht es weiter, und zwar zur "Bucket-Bar", einer der 3 Diskotheken der hiesigen „Diskoinsel“, in der jeden Abend bis um 4 Uhr morgens durchgetanzt wird.

Bäh, wird der Eine oder Andere sagen, da fahr ich doch nicht hin! Dass es neben der Party-Aktivitäten aber auch eine wunderschöne Natur zu sehen gibt, ist tröstlich und macht den Ort auch für Nicht-Kampf-Trinker zu einem passablen Urlaubsort.










Unser Bungalow "on the other side" des Flusses.

Weg zum unserem Bungalow.